Elbtunnel Hamburg Stau und Verkehr auf der A7 Deckel

ELBTUNNELBREMSE

Die Bremse gegen Staus

 

10 Jahre Stau

Der seit den 90er Jahren umstrittene Bau eines Deckels über die A7 nördlich des Elbtunnels kommt.

Am 5. Mai 2014 pünktlich um Mitternacht startet das Projekt, das wöchentlich hunderttausendend Pendlern längere Arbeitswege zumutet, zehntausenden Spediteure Verluste einfahren lässt und am Ende - wann immer der auch sein wird, jedenfalls niemals im Plan - 1 Millarde Euro verschlingen wird!

HAMBURG21

Hamburg21 Weitere Infos zum Bau sind auf Hamburger Deckel veröffentlicht. Leider beschreibt diese Webseite die Nachteile dieses Millionenprojekts nicht, wieso sollte sie auch?

Konkret geht es darum, die Fahrbahnen in Höhe Stellingen und Bahrenfeld von sechs auf acht und im Bereich Schnelsen von vier auf sechs Fahrspuren zu erweitern. Zur Lärmreduzierung wird Flüsterasphalt verwendet, Lärmschutzwände errichtet und mehrere vollständige Einhausungen gebaut.

Einhausungen

In Höhe der Ausfahrt Stellingen wird eine sogenannte "Einhausung" errichtet. Was sich hier hinter dem Begriff "Einhausung" tarnt ist nichts anderes als ein weiterer Tunnel. Unter Einhausung werden alle baulichen Vorrichtungen bezeichnet, die eine Lärmquelle umgeben, um vor allem Lärm zu verringern. Es werden hierfür z.B. bestimmte Straßenteilstücke mit lärmdämmenden Konstruktionen umbaut. Dies bedeutet auch nach oben hin eine Abdeckelung, weswegen dieses Bauprojekt auch als "Hamburger Deckel" bezeichnet wird. Die Länge des Tunnels Stellingen wird 893 Meter betragen.

In offener Bauweise werden zunächst die Seitenteile errichtet und dann wird der Deckel aufgesetzt. Je Quadratmeter soll er bis zu 4,5 Tonnen tragen. Der Senat, Bürgerschaft und die Handelskammer planen hierauf Häuser und Grünanlagen zu errichten. In den Planungsunterlagen sieht alles hübsch grün aus.

Bild-Hamburg stellt Entwürfe unter Bild Online zur Ansicht bereit.

DeckelQuelle: Behörde für Stadtentwicklung

Zwei weitere Deckel werden von Bahrenfeld bis Volkspark (2093 Meter Länge) und in Höhe Schnelsen (560 Meter Länge) errichtet. Damit werden weitere 3,4 km der A7 zum finsteren Nadelöhr. Der erste Abschnitt zwischen Schnelsen und Dreieck Nodwest soll erst im ersten Quartal 2018 befahrbar sein. Bis dahin bleibt die Auffahrt Schnelsen in Richtung Süden gesperrt.

Grünanlagen

Eine breite Front von Schrebergartenbesitzern macht sich breit, die ihre Grundstücke nicht abtreten möchte oder viel mehr Geld verlangt als der Boden wert ist. Mehr als 2.600 Unterschriften von Kleingärtnern sind gesammelt worden, um die ewige Dunkelheit über der A7 zu verhindern. Dabei geht es den Besitzern eher um den Erhalt ihrer alten Grünanlagen, als um die Umsiedlung auf den Deckel, der mit 1,20 Meter Bodentiefe (Größe eines 7 Jährigen Kindes) nicht sonderlich tief erscheint. Das Thema ist äußerst politisch, wie im Hamburger Abendblatt nachzulesen ist.

Auswirkungen

Die Planung sieht vor, während der Bauphase je Fahrtrichtung drei Spuren frei zu halten. Hierbei müssen jedoch die Fahrstreifen verengt werden und zeitweilig können nur noch zwei Spuren je Richtung frei sein und es wird Vollsperrungen geben.
Klaus Franke vom Amt für Verkehr in der Stadtentwicklungsbehörde (BSU) meint jedoch: " ...jederzeit sollen drei Fahrspuren je Richtung frei gehalten werden." Dies bezweifelt der ADAC-Sprecher Matthias Schmitting: "Die Staus werden schlimmer, als alles, was wir bislang schon hatten." Jeder weiß, dass auf stark frequentierten Autobahnen Verengungen zu Staus führen. Sei es durch Liegenbleiber oder durch die Linksfahrer, denen die Enge neben den rechts fahrenden LKWs Angst bereitet und sie links hinter dem LKW bleiben, anstatt zu überholen. In den Baustellen wird das Tempo auf 60 km/h gedrosselt, so dass weniger Fahrzeuge pro Stunde passieren können.
Während der Baumaßnahmen werden Abfahrten, Auffahrten und Abschnitte der stets überlasteten A7 über mehrere Jahre gesperrt, denn eine Abdeckelung ohne Sicherheitszonen wird es nicht geben. Es wird vor dem massiven Verkehrsinfarkt gewarnt, der Einfluss auf den gesamten Hamburger Raum haben wird. Die Nebenstraßen der A7 durch Othmarschen, Bahrenfeld, Lurup, Stellingen und Eidelstedt und die Innenstadt gelten als Ausweichstrecken, die jedoch nicht dafür gebaut sind, täglich 120.000 Fahrzeuge mehr (tagsüber ca. 120 Fahrzeuge je Minute) durchzuschleusen.
ELBTUNNELBREMSE steht dem Deckel äußerst kritisch gegenüber. Sinnvoller erscheint eine weitere Elbquerung nahe Hamburg (und nicht irgendwo im nirgendwo bei Drochtersen) mit den geplanten Schallschutzmaßnahmen. Damit würde der jetzige Elbtunnel und die A7 entlastet und somit leiser werden.

A20

Wie inzwischen bekannt ist, bleiben Hamburger Großbauprojekte jedoch selten im Zeit- und Kostenbudget. So ist auch zu erwarten, dass heute 12-jährige Kinder nicht vor Führerscheinerwerb staufrei vom Nordteil der Hansestadt in den Süden gelangen. So ist nicht vor 2021 mit einer Fertigstellung zu rechnen, auch wenn die offizielle Planung dieses Ziel ehrgeiziger sieht.
Bereits jetzt werden Fehlplanungen und Kostensteigerungen bekannt. Damit die Höhenkontrolle bei 4,80 Meter nicht so häufig auslöst, wird neu mit 5,10 Meter Durchfahrtshöhe geplant. Hinzu kommt, dass der Bund als Haupt-Finanzierer des Spektakels nun hübsch-dekorative Deckel-Einfahrtsportale ähnliche wie beim Elbtunnel wünscht. Bislang wurden die Kosten lediglich geschätzt und schön gebetet; nun macht man sich an die konkrete Berechnung und erwacht langsam aus einem schönen Traum, um dann in den Albtraum zu verfallen.
In einer Drucksache der Verkehrsbehörde steht: "Alle Deckel-Abschnitte unterliegen einer Kostensteigerung gegenüber der ersten Schätzung." Es gibt erste Anzeichen, dass die Kosten über 40% höher ausfallen können als zunächst geplant. Energie, Beton, Stahl und Bitumen, sowie die Sicherheitseinrichtungen sind in den letzten Jahren deutlich teurer geworden. Damit steigen die geplanten Kosten inkl. der Verbreiterung auf über 1.000.000.000 Euro. Natürlich wird das Projekt durchgeführt werden und natürlich wird es noch teurer, noch länger und noch mehr Verkehrs-Chaos bringen, als geplant. Das zeigt uns die Erfahrung.

Apokalypse Now

Es gibt keine Hoffnung für die eh schon gestressten Pendler! Der Bau ist in vollem Gange. Wir erfreuen uns noch viele Jahre daran, wenn wir im Schneckentempo an der Baustelle vorbei schleichen und einen Blick auf die Erd- und Betonmassen werfen, die da täglich bewegt werden. Wenn wir uns schon der Dummheit der Per-Pedes-Obrigen ("Wir sind das Fuss-Volk") aussetzen müssen, dann sollten wir wenigstens halbwegs intelligent mit genug Abstand fahren. Immerhin hat man einen Baukoordinator (Gerhard Fuchs) eingesetzt, der im Auftrag der Länder als Vermittler fungiert. Dieser soll ein modernes Echtzeit-System zur Verkehrsinformation einrichten und eine Task Force bei Problemen auf der Baustelle einrichten. So werden die Symptome des Staus auch weiterhin gut dargestellt und die Probleme am Bau auch weiterhin gut verwaltet. Und wenn was nicht klappt, gibt es auch gleich einen Schuldigen! Warum dieser erst jetzt die Arbeit aufnimmt darf mag wohl daran liegen, dass man in der Behörde bei täglich 10 km Stau noch nicht von Problemen spricht. Dort nennt man es dann "auffällig viele Autos auf sehr kurzer Strecke". Außer einer schlimmen A7-App, die zu Recht nur knappe 3 von 5 Sternen im Google-App-Store erhält, ist noch nichts rüber gekommen.

EinhausungDie Einhausung wird ein Großprojekt von in Europa nie dargewesenen Ausmaßen. "Das wird Europas größte Autobahnbaustelle", sagt Christian Schäfer, Leiter des Referats Technik und Verkehr beim ADAC Hansa. Fünf Spuren je Richtung plus Standstreifen werden auf über 22 Meter Breite mit einem Betondeckel versehen. Dazwischen gibt es keine Trennwände, wie etwa in den Röhren. Getragen wird der 140 cm dicke Betondeckel durch 120 cm dicke Betonwände, die bis zu 13 Meter tief in die Erde ragen. Für die Tunnelsicherheit werden Ampeln, Belüftung, Überwachungskameras, Beleuchtung ebenso wie man es aus dem Elbtunnel her kennt installiert. Lediglich an den Anschlussstellen fällt Tageslicht in die drei neuen Mega-Tunnel. Die Planer und Politiker werden sich in dem Glanze dieser Anlage rühmen wollen, während wir Autofahrer uns nur in der Stossstange des Vordermanns spiegeln.

Mit hübsch-grünen Videos soll dem Bürger der Millionenschwachsinn schmackhaft gemacht werden. Der simulierte Hubschrauberflug zwischen Auffahrt Othmarschen und Ausfahrt Volkspark über die überdeckelte A7 sagt deutlich aus, wo unsere Politiker sich befinden: Nicht auf der Straße! Die Verkehrsbehörde hat kein Konzept gegen den Stauwahnsinn und empfiehlt lediglich Fahrgemeinschaften, öffentliche Verkehrsmittel und den Bereich weiträumig zu umfahren. Dies toppt nur noch der Vorschlag UMZUZIEHEN!

Und wem das alles noch nicht apokaliptisch genug klingt sei noch nachgetragen, dass der zum Einsatz kommende offenporige Flüsterasphalt bereits nach 9 Jahren erneuert werden muss. Ach ja, und die 400 Meter lange Brücke über die Gleisanlagen von Eidelstedt wird Dank des Bundes auch gerade erneuert.

Wenn das dann alles fertig ist und weitere 3000 Meter Dunkelheit über uns sind, wie schnell wird man wohl unterm Deckel fahren dürfen? 80 km/h wie im Elbtunnel?

Es ist auch gut so, dass nicht schneller gefahren werden darf, denn wie sich nun heraus stellte, werden die Deckelabschnitte keine automatische Löschanlage erhalten. Diese sei mit 30 Millionen Euro einfach zu teuer. Dies ist ein schwerer Fehler, denn der überbaute Bereich ist unfallträchtig, weil im überdeckelten Abschnitt auch eine Auf- und Abfahrt liegt. Während es im Elbtunnel je Röhre nur zwei Fahrspuren gibt, sind es unterm Deckel bei Stellingen fünf, einschließlich der Auffahrten. Wegen der hohen Lkw-Dichte besteht die hohe Gefahr von Fahrzeugbränden nach Unfällen. Während der Elbtunnel über eine eigene Feuerwehreinheit verfügt, die bei Bränden in den Röhren sofort mit dem Löschen beginnen kann, wird es eine solche für die A7-Deckel-Tunnel nicht geben. Das sogenannte Sicherheitskonzept setzt auf eine schnelle Flucht der Autofahrer durch die Fluchttore, die alle 60 Meter einen Weg in die sichere Freiheit garantieren sollen.